Presseartikel über die legalen Graffitikünstler der MAC 1989

 

Der nachfolgend aufgeführte Presseartikel wurde veröffentlicht in der Hamburger Morgenpost (Mopo) am 20. September 1989.

 

Ein Zeitungsbericht über die legalen Entwicklungen und einer Graffitiausstellung der Sprühvereinigung MAC.

 

Der rechtsstehende Text wurde mittels ocr-Texterkennung eingescannt.

 

 

 

Originalartikel zur Ansicht

Hamburgs wilde Sprayer sind zahm geworden - raus aus der Illegalität

 

"S-Bahn-Surfen hat mit Graffiti nichts mehr zu tun"

 

Früher "verzierten" sie bei Nacht und Nebel S-Bahn-Züge und Hauswände, heute sprühen sie Graffiti für Theater, Discos oder Privatleute gegen Bares: die 28 Jungs von der Hamburger Sprühvereinigung "mad artists cooperation" (MAC).

 

Fotos ihrer besten "pieces" und Leinwand-Graffiti stellen sie jetzt bis zum 7. Oktober im Hamburg Haus im Doormannsweg 12 (Eimsbüttel) aus.

 

Obwohl MAC-Boss "Zico" seit einem Jahr nur noch legal sprüht verrät er seinen richtigen Namen nicht.

 

 

"Was ich mache, ist kein Geschmiere sondern Kunst" sagt er selbstbewußt "und ein bisschen Show gehört eben dazu."

 

Nach Abschluß der graphischen Fachoberschule will der 19jährige in Paris Kunst studieren. "Mehr als 2000 "writer" gibt es da" schwärmt "Zico". Er lebt nur für Graffiti, arbeitet oft bis tief in die Nacht an neuen Techniken, skizziert neue Gemälde. "Zico": "Sprühen ist eine Sucht."

 

Seit Gründung der MAC vor einem Jahr können sich die Sprüher kaum retten. Als Großabnehmer von Sprühdosen ("natürlich nur umweltfreundliche Fabrikate") bekommt "Zico" mittlerweile Mengenrabatt.

 

Für "LiLABe" hat die MAC das weltgrößte Leinwandgraffiti (95 Quadratmeter) gesprüht, in Südtirol ein Schwimmbad gestaltet.

 

 

Diverse Aufträge für Discos und Kneipen besorgte Hamburgs oberster "Graffiti-jäger" Bodo Claußen (34) den jungen Dosenkünstlern.

 

Der Bundesbahn-Soko-Chef, dem die meisten Jungs der MAC früher beim illegalen Schreiben von "Tags" in die Fänge gerieten schwärmt heute: "Ihre Gemälde sind wirklich Klasse. Ganz toll finde ich es, daß sie heute helfen, illegales sprühen zu verindern."

 

Für eine Foto-Serie über die Gefahr des S-Bahn-Surfens hat "Zico" auf Wunsch von Claußen Modell gestanden. Vor fünf Jahren surfte "Zico" selbst, heute meint er: "Surfen ist die hirnrissigste Art, sich umzubringen. Das hat mit Graffiti nichts mehr zu tun."

 

Text und Fotos:Reinhard Helling